Aufgeklärter Patient

Warum Aktionismus bei Prostatakrebs nicht die beste Entscheidung ist


Wenn Sie die Diagnose Prostatakrebs erhalten haben, sind Sie sicherlich verunsichert. Wie die meisten Betroffenen, möchten Sie aktiv handeln und den Tumor so schnell wie möglich „loswerden“. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Nicht selten leben Patienten nach einer Totaloperation oder Bestrahlung in dem falschen Glauben, nun geheilt zu sein. Dafür nehmen sie oft belastende mögliche Nebenwirkungen wie Impotenz und Harninkontinenz in Kauf. Während die Patienten von der oft unnötigen Angst vor der Krankheit umgetrieben werden, fürchten Ärzte juristische Unterlassungsklagen und unterliegen einem falsch verstandenen ärztlichen Auftrag zum „Handeln“. Was heißt das für Sie als Patient?

Studien zeigen gute Ergebnisse bei ärztlicher Zurückhaltung


Prostatakrebs-Studien (Bill Axelson, PIVOT,  Hamdy u.a.) haben gezeigt, dass Abwarten unter ärztlicher Kontrolle oft die bessere Alternative zum Aktionismus ist und kein schlechteres Ergebnis im Hinblick auf die Lebenserwartung nach sich zieht. Man muss feststellen, dass der Glaube falsch ist, nur ein aktiver „Kampf“ führe zum gewünschten Heilungsziel. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Abwarten – bei bestimmter Indikation – eine korrekte und die Lebensqualität erhaltende ärztliche Maßnahme beim Prostatakarzinom ist. Sie als Patient können aber nur dann verantwortlich über Ihre Therapie entscheiden, wenn Sie neutral und richtig aufgeklärt werden. Nur mit Hilfe einer wertneutralen Aufklärung können Sie zum Manager Ihrer Erkrankung werden

Wir beraten Sie zu Ihren Behandlungsoptionen und auch zur ärztlichen Methode der „Aktiven Überwachung“, die seit den 1990er-Jahren bekannt ist.

Kontaktieren Sie uns bitte für unsere Zweitmeinungssprechstunde unter unserer Praxishandynummer 0170 / 233 39 89 oder mit unserem Kontaktformular.

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Welche Alternative zum „aktiven Behandeln“ bei Prostatakrebs gibt es?


Bei bestimmter Indikation, z. B. PSA-Wert bis 10 ng/ml, kann die Methode der „Aktiven Überwachung“ (Active Surveillance, AS) für einen Patienten in Frage kommen. Der Arzt kann nach Auswertung aller Daten sowie der individuellen Lebenssituation diese ärztliche Maßnahme vorschlagen, mit der er seinen Patienten begleitet und engmaschig kontrolliert. Dieses Vorgehen ist sicher, denn die Patienten haben in allen bekannten Active-Surveillance-Studien eine tumorspezifische Überlebensrate von 99 bis 100 Prozent. Auch wenn eine invasive Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt wegen eines wachsenden Tumors doch noch durchgeführt werden muss, gibt es keinen Nachteil im Vergleich zur sofortigen Operation. Auch die National Institutes of Health (NIH), USA, haben 2013 Active Surveillance als erste Wahl bei einem Prostatakarzinom mit niedriger Aggressivität vorgestellt. Der Vorteil für den Patienten: Die erheblichen Nebenwirkungen der aktiven Therapiemaßnahmen entfallen.

Warum schlagen nicht mehr Ärzte Patienten die Aktive Überwachung vor?


Gründe, warum sowohl Ärzte als auch Patienten lieber „etwas tun“ als abwarten, gibt es viele. Während Prostatakrebspatienten verständlicherweise von der Angst vor einer als tödlich angenommenen Krankheit, gegen die es zu kämpfen gilt, angetrieben werden, spielen auf ärztlicher Seite oft bestimmte Erwartungshaltungen an den Arzt als „Akteur“ und juristische Folgen eine Rolle. „Hilfe“ wird in unserer Gesellschaft meist mit „aktivem Tun“ assoziiert. Für Patienten ist es aufgrund dieser Situation besonders wichtig, einen Arzt zu finden, der ihnen die Daten ihrer Prostatakrebsdiagnose und deren langfristige Bedeutung objektiv und wertneutral erläutern kann. In vielen Fällen bietet die „Tumorkontrolle“ durch sofortige Operation oder Bestrahlung nur eine Scheinsicherheit. Oft ist es möglich, mit einem wenig aggressiven Tumor zu leben, ohne dass er die Lebenserwartung und Lebensqualität beeinträchtigt.

Fazit: Auch wenn das Nicht-Eingreifen in eine Tumorerkrankung unpopulär sein mag, sprechen wissenschaftliche Studien bei bestimmten Patientendaten dafür. Wir sehen unsere Aufgabe als Ärzte darin, Sie ausführlich zu Ihrer Erkrankung zu beraten. Lassen Sie sich Zeit und stimmen Sie nicht vorschnell einer Operation zu.

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Buchempfehlung: Diagnose Prostatakrebs, ein Ratgeber – nicht nur für Männer von Lothar Weißbach und Edith A. Boedefeld, Zuckschwerdt-Verlag, 4. Aufl. 2019